„Hendrik ist einer wie du und ich“

Münsterländer auf dem Weg zum Ministerpräsidenten

Rhede/Düsseldorf

Geht alles glatt, wird Hendrik Wüst am Mittwoch zum Ministerpräsidenten gewählt. Er wäre der erste Münsterländer in diesem Amt. Alte Weggefährten erinnern sich. 

Es hätte nicht viel gefehlt, und die politische Karriere hätte den künftigen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst nicht nach Düsseldorf, sondern nach Brüssel und Straßburg geführt. Denn die erste Bewerbung des Rheders um ein Mandat in einem Parlament galt im Jahr 2004 dem Europaparlament – und ging in die Hose.

Weil die damalige CDU-Europaabgeordnete Hedwig Keppelhoff-Wiechert (Velen) zunächst aufhören wollte, dann aber doch nicht, hatte der Kreis Borken plötzlich zwei Bewerber. Die beiden Westmünsterländer nahmen sich beim CDU-internen Aufstellungsverfahren gegenseitig die Stimmen weg und machten den Weg frei für die Kandidatur des jetzigen Europaabgeordneten Dr. Markus Pieper.

Erfolg im zweiten Versuch

Versuch Nummer zwei war für den damals 29-Jährigen Hendrik Wüst wenige Monate später dann von Erfolg gekrönt: Gegen zwei Mitbewerber setzte Wüst sich als Landtagskandidat für Bocholt, Isselburg, Rhede und Borken durch. „Er hat das sehr gut gemacht“, erinnert sich Wüsts Vorgänger als Abgeordneter im Wahlkreis, Heinrich Kruse, an die Kandidatur Wüsts. „Er war schon damals rhetorisch sehr versiert“, sagt Kruse im Gespräch mit unserer Zeitung. Als Verkehrsminister habe Wüst viel bewegt. Als Ministerpräsident sei sein Nachfolger „eine gute Wahl“ findet der 75-jährige Kruse, der seit gut 15 Jahren einen Hof in Dessau betreibt.

Eckart Ballenthin, bis 2010 rund 30 Jahre lang Geschäftsführer der CDU im Kreis Borken, kann sich an einen zunächst schüchternen jungen Mann erinnern, der Hendrik Wüst als JU-Kreisvorsitzender gewesen sei. Wüst sei Ratschlägen gegenüber offen gewesen. „Für seine Biografie war es sicher gut, dass er vor Ort geblieben ist“, sagt Ballenthin zu Wüsts gescheiterter EU-Bewerbung.

„Henne“ Wüst zwischen Handballverein und Schützenfest

Als Teamplayer hat Manfred Gasterstädt aus Rhede den künftigen Ministerpräsidenten in Erinnerung. Gasterstädt ist seit mehr als 50 Jahren Handballabteilungsleiter beim Turnverein Rhede – und trainierte Hendrik Wüst ab 1988 sechs Jahre von der C- bis zur A-Jugend. „Henne“, so Wüsts Spitzname, sei nicht „mit einem überragenden Talent gesegnet“ gewesen, erinnert sich Gasterstädt. „Aber er war zuverlässig, bissig, ehrgeizig und sehr mannschaftsdienlich – und er hatte einen ausgeprägten Humor“. 1989 wurde die Handball-C-Jugend mit Wüst Kreismeister.

Alfons Kalkofen, in den 1990er Jahren CDU-Fraktionschef in Rhede, sagt über Wüst, der 1995 vor Ort die Junge Union mitbegründet hat: „Hendrik hat damals schon frischen Wind in die Politik gebracht. Und das hat der CDU so richtig gut getan.“

Magdalene Garvert, lange Jahre CDU-Chefin in Rhede, sagt: „Hendrik ist kompetent, teamfähig und bürgernah. Er ist immer bürgerlich geblieben, einer wie du und ich. Wenn er vor der Coronazeit über die Rheder Kirmes schlenderte oder zum Schützenfest ging, duzte er sich mit vielen Leuten.“

Und auch Rhedes Bürgermeister Jürgen Bernsmann (parteilos) freut sich, dass jetzt ein Rheder Bürger das höchste Amt im Land bekleidet. „Hendrik Wüst hat mit dem schwierigen Amt als Verkehrsminister im bevölkerungsreichsten Bundesland an vielen Stellen bewiesen, dass er den Anforderungen gewachsen ist. Er steht für einen Generationenwechsel und damit auch für einen Richtungswechsel in der Politik. Das ist es, was sich die Menschen wünschen.“

 

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